Viele Ausbildungsplätze in Münster bleiben unbesetzt

Freie Lehrstellen trotz vieler Bewerber in Münster Freie Lehrstellen trotz vieler Bewerber in Münster pixabay/Foto illustrativ

Trotz zahlreicher Anzeigen für Ausbildungsplätze in Münster bleiben viele Stellen unbesetzt. Gleichzeitig suchen nach Angaben der Arbeitsagentur fast 300 Jugendliche nach einer passenden Lehrstelle. Die Diskrepanz zwischen Angebot und Nachfrage ist deutlich erkennbar.

Inhaltsverzeichnis:

Hohe Bereitschaft der Unternehmen in Münster

Das Ausbildungsjahr ist gestartet, doch immer noch sind einige Ausbildungsplätze frei. Nach Angaben der Industrie- und Handelskammer Nord Westfalen (IHK) bleibt die Ausbildungsbereitschaft der Unternehmen hoch. Stefan Brüggemann, Abteilungsleiter für den Bereich Berufsbildung, erklärte: „Was wir grundsätzlich feststellen ist, dass die Ausbildungsbereitschaft gerade der Unternehmen in Münster weiterhin hoch bleibt, wir aber das Problem haben, dass 45 Prozent der Ausbildungsbetriebe überhaupt keine Bewerbungen mehr bekommen und das ist für die Wirtschaft alarmierend.“

Im Handwerk und in der Industrie herrscht bereits ein Mangel an Fachkräften. Diese Situation verschärft sich, wenn freie Ausbildungsstellen nicht besetzt werden können.

Friseursalon in Kinderhaus ohne Auszubildende

Malena Stöhler und Tino Tiede sprachen mit Sandra aus Kinderhaus. Sie betreibt einen Friseursalon und findet keine Auszubildenden. Viele Betriebe bieten weiterhin Ausbildungen an. Im Bereich der IHK gab es zuletzt einen leichten Rückgang an abgeschlossenen Ausbildungsverträgen, während die Handwerkskammer Münster einen Zuwachs meldete.

Ein Großteil der Ausbildungsverträge wird über persönliche Kontakte vermittelt. Soziale Medien spielen jedoch eine immer größere Rolle bei Bewerbungen.

Weniger Schulabgänger führen zu weniger Bewerbungen

Ein weiterer Faktor ist die sinkende Zahl der Schulabgänger. Im kommenden Jahr fällt aufgrund der Umstellung von G8 auf G9 ein Abiturjahrgang weg. In Münster machen viele Jugendliche Abitur, daher erwartet die IHK weniger Bewerbungen für Ausbildungsplätze.

Einige Unternehmen berichten außerdem von mangelnden Qualifikationen der Bewerber. Brüggemann sieht als Ursache Lücken, die während der Corona-Pandemie entstanden sind, sowie fehlende Praktika. Er rät:

  • Betriebe sollten Praktika anbieten
  • Jugendliche sollten diese Möglichkeit nutzen
  • Ausbildungsberufe außerhalb des Industriekaufmanns oder der Industriekauffrau in Betracht ziehen

Einschätzung der Arbeitsagentur

Die Handwerkskammer und die IHK berichten von Defiziten bei Sprach- und Rechenkenntnissen, Konzentrationsfähigkeit und Benehmen. Klaus-Peter Franke, stellvertretender Geschäftsführer der Arbeitsagentur Ahlen-Münster, widerspricht einer generellen Verschlechterung: „Schwarze Schafe sind eher die Ausnahme. Einen Trend, dass früher die Azubis besser waren, gibt es nicht. Die Betriebe wünschen sich aber auch zum Beispiel von der Arbeitsagentur mehr Hilfe um die künftigen Azubis fit zu machen und wir versuchen das.“

Die Arbeitsagentur unterstützt Betriebe, die schwächere Jugendliche einstellen, mit speziellen Förderprogrammen. Dazu gehört die Assistierte Ausbildung, die Nachhilfe, Coaching und sozialpädagogische Begleitung umfasst. Dieses Angebot ist für Betriebe und Auszubildende kostenlos.

Bewerbung weiterhin möglich

Auch jetzt können sich Jugendliche noch für freie Ausbildungsplätze bewerben. Eine Ausbildung kann jederzeit begonnen werden, nicht nur zum 1. August. Unterstützung bei der Suche bieten die Handwerkskammer Münster, die IHK Nord Westfalen und die Arbeitsagentur.

Quelle: Antenne Münster, www.miliekcorp.com/de