Der ringförmige Grundriss dieser über tausend Jahre alten Anlage geht auf die Struktur eines slawischen Walls zurück, der um 965 auf einer kleinen Insel im Schweriner See errichtet wurde. Die Phasen der Umbauten dieses Komplexes sind seit etwa 1500 umfassend dokumentiert. Das heutige Schloss, das als Schlüsselwerk des romantischen Historismus gilt, entstand durch eine gründliche Umgestaltung des alten Schlosses in den Jahren 1845–1857 nach den Plänen von vier bekannten Architekten: Georg Adolf Demmler, Gottfried Semper, Friedrich August Stüler und Ernst Friedrich Zwirner. Zahlreiche Details wurden von Schloss Chambord an der Loire übernommen.
Ursprünge und frühere Entwicklungen
Im 10. Jahrhundert berichtete der jüdische Kaufmann Ibrahim ibn Jakub aus dem arabischen Andalusien von einer Reise von Magdeburg zur Festung Weligrad (heute Schloss Mecklenburg). In seinen Aufzeichnungen über seine Reise in die slawischen Gebiete östlich der Elbe erwähnte er eine im Bau befindliche Festung nahe einem Süßwassersee. Wahrscheinlich bezog er sich auf die obotritische Grenzburg auf der heutigen Schlossinsel. Ausgrabungen von 1987 bestätigen die Existenz dieser frühen Bauwerke.
Im 11. Jahrhundert, im Zuge der deutschen Ostexpansion, wurde die Festung in Schwerin - (https://eamv.de/) (damals Zwierzyn genannt) 1160 von Heinrich dem Löwen erobert. Die obotritischen Verteidiger unter Fürst Niklot zerstörten und verließen die Festung angesichts der feindlichen Übermacht. Die deutschen Eroberer bauten die Festung wieder auf, und im gleichen Jahr wurde die Stadt Schwerin gegründet. Dank der Einrichtung eines Bistums innerhalb seiner Mauern gewann die Stadt stark an Bedeutung. 1167 verlieh Heinrich der Löwe die obotritischen Ländereien seinem Vasallen Gunzelin I., die zuvor zum Besitz von Niklots Sohn, Fürst Pribislav, gehörten.
Schlossumbauten und Renaissanceeinflüsse
Im 14. Jahrhundert erwarben die Nachkommen Niklots das ehemalige Grafschaftsgebiet, nachdem sie 1348 den Titel Herzöge von Mecklenburg erhalten hatten. Sie verlegten ihre Residenz von Schloss Mikelenburg bei Wismar auf die Schweriner Schlossinsel. Im späten Mittelalter wurden die Residenzen der Herzöge an die höheren Wohnansprüche und den zunehmenden Repräsentationsbedarf angepasst. Diese Entwicklung fand auch in den Bauarbeiten auf der Schweriner Schlossinsel ihren Ausdruck. Erhalten geblieben aus dieser Zeit ist das sogenannte Bischofshaus am Seeufer.
Im 16. Jahrhundert wurde die Fassade des Schlosses mit roten Terrakottaplatten verziert, insbesondere am Neuen Langen Haus im nördlichen Bereich, das in den Jahren 1553-1555 unter Herzog Johann Albrecht I. umgebaut wurde. Diese Gebäude waren luxuriöse Wohnbauten, die weniger auf Verteidigungszwecke ausgelegt waren. Die Verwendung von Terrakotta im norddeutschen Bauwesen der Renaissance war weit verbreitet, wie auch an den herzoglichen Höfen in Wismar und auf Schloss Gadebusch zu sehen ist. Der verwendete Werkstoff stammte aus der Werkstatt des Lübecker Meisters Statius von Düren. Wenige Jahre später ließ Herzog Johann Albrecht I. die Schlosskapelle bauen. Der Bau, der erste protestantische Kirchenbau in Mecklenburg, wurde von Baumeister Christoph Haubitz zwischen 1560 und 1563 ausgeführt. Die Kapelle besitzt ein rechteckiges Grundriss und Emporen entlang der Längsseiten, nach dem Vorbild der Schlosskapellen in Torgau und Dresden.
Neuzeit und Umbauten im 19. Jahrhundert
Im 19. Jahrhundert, nachdem die Residenz 1837 wieder nach Schwerin verlegt wurde, befand sich das Schloss in einem schlechten Zustand. Großherzog Paul Friedrich beauftragte daher den Bau eines neuen Schlosses anstelle der historischen Gebäude auf der Schlossinsel. Die Pläne des Hofbaumeisters Georg Adolf Demmler umfassten die Errichtung eines repräsentativen Eingangsportals sowie den umfassenden Umbau im Stil der französischen Renaissance. Die Umbauarbeiten, die von Demmler geleitet wurden, dauerten von 1843 bis 1851 und umfassten die Neugestaltung des Schlosses und des Schlossbrücke.
In der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts übernahm der Berliner Baumeister Friedrich August Stüler die Bauleitung und ergänzte die Pläne um zusätzliche künstlerische Details. Er entwarf die imposante Reiterstatue von Niklot und die prächtige Kuppel. Die feierliche Einweihung des Schlosses fand im Mai 1857 statt, begleitet von der Oper „Johann Albrecht“ des Komponisten Friedrich von Flotow.
Heutige Nutzung und kulturelle Bedeutung
Heute dient das Schloss Schwerin als Sitz des Landtages von Mecklenburg-Vorpommern und beherbergt ein Museum. Die reich verzierten Innenräume und die prachtvollen Gärten des Schlosses ziehen jährlich zahlreiche Besucher an. Der Geist Petermännchen, eine legendäre Figur, die im Schloss Schwerin ihr Unwesen treibt, ist eine beliebte lokale Attraktion und wird bei verschiedenen Feierlichkeiten als Maskottchen dargestellt. Das Petermännchen-Museum in Schwerin erzählt die Geschichte dieses mystischen Wesens.
Quelle: eamv.de/infos - Infos Schwerin